Nach etwas Pause heute die Revision der Bremszange. Es ist sowieso an der Zeit die Bremsbeläge zu erneuern, aber da ich vorhabe die Bremsleitungen durch Stahlflex zu ersetzen und ist es auch eine gute Gelegenheit den Rest zu prüfen. Undichtigkeiten sind mir keine aufgefallen.
An dieser Stelle ein ausdrücklicher Hinweis: Ich bin kein gelehrter Mechaniker und dies soll nicht eine Anleitung ersetzen. Bremsen sind sicherheitsrelevante Teile! Ich traue mir zu meine Bremse zu warten, würde aber keine Verantwortung für die Teile anderer Übernehmen wollen.
Der Ausbau sollte selbsterklärend sein. Einfach die beiden Schrauben lösen, die sie an die Gabel befestigen. Zunächst bietet sich es sich allerdings an, die Schrauben etwas zu lösen, welche die beiden Hälften der Zange zusammenhalten. Noch nicht öffnen, nur soweit lösen, dass sie sich später leicht herausdrehen lassen. Dies ist im eingebauten Zustand wesentlich leichter, außer man hat die entsprechende Haltevorrichtung, welche BMW garantiert als Spezialwerkzeug im Sortiment führt.
Die Bremsflüssigkeit habe ich bereits abgelassen. Das Zeug ist reizend, sowohl für die Haut, als auch für den Lack. Also, nicht trinken und schnell mit reichlich Wasser abwaschen, falls man damit doch mal in Berührung kommen sollte. Lackteile sollte man davon unbedingt fernhalten, diese löst sich sehr schnell damit ab (was hier nicht gewollt ist).
Ich habe die Zange vorsichtig in einem Schraubstock mit Holz auf beiden Seiten gesichert. Vorsicht bedeutet hier nur ganz leicht eingespannt, ich will nicht beschädigen.
Die Bremsbeläge sind mit zwei Stiften gesichert, welche sich nur in eine Richtung vorsichtig rausschlagen lassen. Sie sind mit einem dritten, aufliegenden Pin und einem Spanner zusätzlich befestigt. Mit vorsichtigen Schlägen und einem Treibdorn lassen sie sich entnehmen. Dies kann auch bei eingebauter Bremse erfolgen, aber da ich sowieso alles zerlegen werde ist es so angenehmer.
Und schon sind sie raus. Definitiv zu weit unten, aber zum Glück ist noch etwas Belag da gewesen. Ansonsten hätte die Scheibe gegen das Metall geschliffen und wäre wohl auch hinüber gewesen. Ich habe die Scheibe dennoch auf Riefen geprüft und auch auf Mindestdicke mit einer Mikrometerschraube, alles noch im Grünen Bereich.
Mit ausgebauten Belägen fällt mir allerdings auch auf, dass an einem der Bremskolben ein Stück fehlt! Wahrscheinlich hat das so zwar noch nicht wirklich Auswirkung auf das Bremsverhalten, aber es macht mit trotzdem Sorgen und ich werde garantiert nicht an der Revision der Bremse sparen. Hier kommen definitiv neue Kolben rein.
Nun können die beiden Hälften der Bremszange getrennt werden. Die Schrauben habe ich bereits gelockert und beim Betrachten der Schrauben wird klar, dass es sonst nicht so einfach geworden wäre, sie sehen schrecklich aus. Die Manschetten, welche die Kolben vor Feuchtigkeit schützen, sind nur noch in Stücken vorhanden und vollkommen deformiert. Sie lassen sich einfach abziehen.
Die Bremskolben sind schwer zu packen, ohne sie zu beschädigen, es gibt jedoch einen Trick um sie einfach herauszunehmen: Pressluft. Dazu reicht es mit der Hand die anderen Kanäle zuzuhalten und mit einem Kompressor in einen reinzublasen. Man sollte dabei unbedingt ein Lappen oder Handtuch über das Teil legen, die Kolben kommen so teilweise schneller raus als man es will. Zudem ist oft noch ein Rest Bremsflüssigkeit in der Zange, der überall hinspritzen kann.
Selbst ohne Kompressor (ich habe keinen) geht es auch mit einer Fahrradpumpe, es ist nur ein wenig umständlicher zu halten.
Mit einem wohlklingenden "Plopp" ist der Kolben raus und man kann sich das Ganze etwas genauer ansehen.
Von Außen sieht die Oberfläche der Kolben noch gut aus, aber ich werde sie tauschen. Ich frage mich immer noch wo das fehlende Stück abgeblieben ist, da an dieser Stelle wohl kaum etwas gegen gestoßen haben kann.
Statt alle Teile einzeln zu bestellen, habe ich den Reparatursatz von SWT Sports bestellt. Hier ist für meine Zange alles nötige, inklusive neuer Kolben, dabei.
Bevor ich allerdings irgendwas wieder zusammenbaue, ist Reinigung angesagt. Vorsichtig nichts zu zerkratzen, werden beide Hälften gesäubert. In den Rillen, welche später die Manschetten halten hat sich einiges angelagert. Außerdem werden alle Kanäle ordentlich gesäubert und durchgespült. So oft wird dieses Teil nicht zerlegt, deshalb lieber jetzt etwas mehr Geduld investieren. Die Dichtringe lassen sich mit einem kleinen Schraubenzieher vorsichtig entfernen.
Ist alles sauber, kann der Zusammenbau beginnen. Die neuen Ringe sind schon etwas gefettet und relativ elastisch. Sie lassen sich mit bloßen Händen einsetzen und da sie symmetrisch sind auch nicht falsch herum. Im Reparatursatz liegt ein Umschlag mit Bremspaste zum Schmieren bei. Diese wird nun auf den Laufflächen der Bremszange und auf die Dichtringe geschmiert. Es sollte nicht anderes verwendet werden, dieses Schmierfett ist wichtig!
Im Anschluss lassen sich die neuen Kolben leicht einschieben. Sie gehen ohne jeden Widerstand gleichmäßig in die Bremszange. Die neuen Manschetten werden nun ebenfalls montiert. Auch hier ist etwas Feingefühl notwendig, am einfachsten geht es, wenn man zuerst die innere Lippe über den Kolben führt und danach erst die äußere Dichtungslippe über die entsprechende Kante.
Damit ist schon das schwierigste geschafft. Die beiden Hälften können nun wieder verbunden werden. Zum Glück sind auch neue Schrauben im Reparatursatz. Beim Zusammenbau nicht vergessen den kleinen O-Ring einzusetzen, welcher zwischen die beiden Hälften gehört. Am einfachsten ist es eine Seite flach auf den Tisch zu legen, den Ring einzusetzen und dann die andere von oben aufzusetzen. Der Ring darf nicht verrutschen oder eingeklemmt werden, sonst wird später hier Flüssigkeit auslaufen.
Und schon sieht das Ganze wieder nach einer Bremszange aus! Die Schrauben sind noch nicht fest angezogen, das geht auch hier wieder einfacher, sobald die Zange an die Gabel montiert ist. Der entsprechende Drehmoment von 32Nm wird natürlich so genau wie möglich eingehalten.
Der Einbau ist einfacher ohne die Bremsbeläge. Vorher empfiehlt es sich die Kolben ganz einzudrücken. Auch hier gibt es ein Spezialwerkzeug vom BMW, ohne angeschlossene Leitungen geht es aber wunderbar mit den Fingern. Die Beläge lassen sich von oben einsetzen. Sobald diese aus der Verpackung sind, gilt allerdings höchste Vorsicht mit Ölhaltigen Lösungsmitteln. Generell sollten schon im Vorhinein die Bremsscheibe sowie alle anderen Teile in der Nähe der Bremszange ölfrei sein. Wer sauber gearbeitet hat, sollte noch nicht einmal Bremsenreiniger brauchen. Und ja, wenn Öl auf die Beläge läuft, sind diese nicht mehr zu gebrauchen. Entfetten ist nicht mehr zuverlässig möglich, da die poröse Oberfläche dieses tiefer einsaugt, als man es reinigen könnte.
Das Befestigen der Beläge geht in umgekehrter Reihenfolge wie der Ausbau. Der Spanndraht hat auf der einen Seite ein "Schlaufe". Mit einem der Befestigungspins werden die Beläge und der Draht zunächst gesichert. Der Spanner ist dann noch beweglich, er sitzt in einer Vertiefung im Stift. Der kleine Bolzen wird oben aufgelegt, danach kann der Spanner heruntergeklappt und mit dem zweiten Stift alles zusammen endgültig arretiert werden. An beiden Enden des Spanners sollte dieser in der Vertiefung liegen. Die Stifte lassen sich vorsichtig einklopfen, hier sollten nicht mehr als leichte Schläge auf den Treibdorn notwendig sein.
Bevor die Plastikkappe aufgesetzt wird, noch einmal mit sauberen Fingern Prüfen, ob alles frei beweglich ist. Die Beläge sollte nicht verkantet sein und der Spanner kann ein bisschen Spiel haben. Insbesondere bei den Komponenten der Bremse ist darauf zu achten alle vorgeschriebenen Drehmomente einzuhalten. Gerade die Hohlschrauben zum Entlüften und die Befestigung der Bremsleitung haben wenig Toleranz.
Und so ist die Bremszange auch wieder zusammen und bereit. Sie sollte nun wieder einige tausend Kilometer halten und ich habe die Gewissheit zu wissen, mich auf sie verlassen zu können, wenn es darauf ankommen sollte.